Selbstverständnis des Fördervereins

Eine der wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben: Jugendarbeit in Sportvereinen

 

Der SV Häger ist seit der Fertigstellung des neuen Kunstrasenplatzes Eigentümer einer großartigen Sportanlage. Ein Kunstrasenplatz, neben dem alten Rasenplatz, neben einem komfortablen Bolzplatz. Viele Menschen aus der heimischen Bevölkerung halten das für überzogen. Sieht man den SV Häger als einen Verein, in dem jede Woche Menschen, von Kindern über Jugendliche, bis hin zu betagten Herrschaften, die eigentlich ihre alten Gebeine besser schonen sollten, einem Ball hinter her jagen, um ihn in ein Tor am anderen Ende des Platzes zu befördern, dann müsste man den Kritikern recht geben. Allerdings ist diese Ansichtsweise oberflächlich und trifft den Kern der Arbeit im Sportverein nicht wirklich.

 

Der Sportverein Häger war existentiell bedroht, weil Jahr für Jahr sehr viele Spiele und Trainingseinheiten witterungsbedingt nicht stattfinden konnten. Da in der näheren Umgebung durch kommunale und auch private Unterstützung bereits für bessere Bedingungen gesorgt wurde, war dort ein fast durchgehender Spielbetrieb möglich. Da sich solche Umstände in den Schulen schnell herum sprechen und die Fußballer ohnehin irgendeinen Weg in Kauf nehmen müssen, gingen immer mehr Nachwuchskicker zu anderen Vereinen. Mit unwahrscheinlich hohem Engagement hatten die Verantwortlichen der Jugendabteilung des SV Häger es geschafft, Mannschaften in allen Altersbereiche in der „Serie“ an den Start zu bringen. Diese Struktur begann aus den oben genannten Gründen nun wieder zu bröckeln. Die Folge einer solchen Demontage ist, dass dann auch irgendwann in der Seniorenabteilung zu wenige Leute für eine Mannschaft vorhanden sind. Das Ende eines Vereins. So viel Grundsätzliches zur Existenzwahrung des Vereins.

 

Aber die entscheidende Frage bleibt ja für viele Leute, warum müssen wir denn überhaupt so einen Verein haben, wenn es denn so ist, wie oben überzeichnet skizziert?

 

Es ist wirklich erstaunlich, wie kurz in diesem Zusammenhang viele Menschen denken. Vielleicht mag es zum Teil daran liegen, dass sie selbst die Erfahrung in einem solchen  Verein nicht gemacht haben. Natürlich stellt sich uns ein Bild dar mit sieben bis elf jungen Menschen, die erstmal Sport treiben. Und Sport ist es wirklich. Kein übertriebener Leistungsport, aber mehr als eine Fitnesseinheit auf dem Heimtrainer doch. Dem Alter und der Leistungsfähigkeit angemessen, wird jedem Teilnehmer ermöglicht, sich selbst zu steigern: Seine Kondition, seine Kraft, sein Verständnis, seine Willensstruktur. Tatsächlich kann ja ein Trainer in diesem Bereich nicht wirklich etwas erzwingen. Alle machen aus eigenem Antrieb mit und jeder macht so viel, wie er selbst will, natürlich unter der Voraussetzung sich in einer Gruppe zu engagieren. Obwohl dieser Bereich hier noch weiter ausgeführt werden könnte, soll an dieser Stelle einfach einmal festgehalten werden: Es gibt für die Arbeit der Sportvereine durchaus einen gesundheitlichen, im Hinblick auf die große Anzahl der Teilnehmer in unserer Gegend, sogar volksgesundheitlichen Aspekt.

 

Ob die körperliche Fitness einer Mannschaft dann dazu führt, dass sportliche Erfolge erreicht werden, das interessiert in erster Linie gerade diese Mannschaft, und dann auch noch den unterlegenen  Gegner, im eigenen Dorf noch vereinzelte Leute, zehn Kilometer weiter aber schon keinen Menschen mehr. Darum möchte ich auch darauf nicht weiter eingehen, sondern auf einen viel wichtigeren Aspekt, der eine entscheidende Rolle spielt.

Der Mensch ist ein soziales Wesen, auch wenn manche Menschen aus unterschiedlichsten (Enttäuschung, Eitelkeit, Arroganz, etc.) Gründen das für sich streckenweise nicht wahrhaben wollen. Tatsächlich ist es so, dass Menschen nicht ohne Menschen leben können. Menschen müssen mit anderen kommunizieren, sie müssen in Interaktion treten, sonst wird der Mensch krank, er wird dis-sozial, er bringt sich um und am Ende wäre eine Menschheit ohne soziale Kontakte natürlich kurzfristig ausgestorben. Ok, sehr düster dieses Bild, aber Moment. Halten wir fest: Der Mensch ist ein soziales Wesen, das soziale Intelligenz benötigt, um sein Leben geregelt zu bekommen.

 

Soziales Lernen und persönliche Prägung finden maßgeblich im Kindes- und Jugendalter statt. In diesem Alter bieten die Sportvereine durchgängig von den sogenannten „Bambinis“ bis zu den jungen Erwachsenen einen unschätzbar wertvollen Bereich, um soziales Lernen möglich zu machen und um die eigene Persönlichkeit im Zusammenspiel mit verschiedensten Personen und Faktoren zu entwickeln. Außerdem ist dieser Bereich ein Lernfeld, in dem nicht jeder Fehler mit einer riesigen Konsequenz für das ganze weitere Leben geahndet wird.

 

Die jungen Spieler lernen, dass ein Erfolg nur gemeinsam erzielt werden kann, im Zusammenspiel mit anderen, mit einer ganzen Gruppe anderer Menschen, die alle total unterschiedlich sind, und die doch einen gemeinsamen Nenner finden müssen, die eine gemeinsame Verständnisebene finden müssen, um zu einem Ziel zu kommen.

Ist man Teil einer Mannschaft lernt man auch viel über Erfolge und Misserfolge. Die Spieler erfahren die Freude, wenn die Leistung belohnt wird und sehen auch den Gegner, der verloren hat. Sie sehen die eigenen Mannschaftskameraden in ihrem unterschiedlichen Verhalten, den Sieg zu begehen. Gemeinsam „feiert“ man sich und kann sich noch lange Zeit später an solche Glücksmomente erinnern, und es hat sich eingeprägt, wie man dazu gekommen ist.

 

Und vielleicht sind die Niederlagen noch wichtiger. Man hat alles daran gesetzt, sie zu vermeiden und ist nun enttäuscht. Alle sind enttäuscht. Und doch geht es in der Woche mit dem Training weiter und am nächsten Wochenende wird wieder gespielt. Und alle müssen wieder mitziehen. Man tröstet sich gegenseitig und sieht, wie die anderen sich wieder aufmachen. Man stützt sich gegenseitig und erfährt, wie sich Menschen helfen und Rückschläge verarbeiten. Wie unwahrscheinlich wichtig sind solche Erfahrungen doch für das Erschaffen einer tragfähigen Frustrationstoleranz, die wir doch alle so oft noch in unseren Leben gebrauchen werden.

Die Spieler lernen weiter, dass Beharrlichkeit und Geduld wichtige Eigenschaften sind, die auch immer wieder zum Erfolg führen. Sie lernen, was es heißt aufeinander angewiesen zu sein, denn man kann nicht mit 7 Leuten antreten, wenn 11 gebraucht werden. Jeder ist wichtig. Auch wenn das Leistungsvermögen unterschiedlich ist, ist jeder für die Mannschaft so wichtig, wie der andere. Oft muss der uns so gut bekannte „Innere Schweinehund“ überwunden werden, wenn es eben nur 5 Grad draußen sind, es hat noch etwas geschneit, aber das Spiel wird trotzdem stattfinden. Und die anderen werden da schon auf einen warten. Wie wichtig ist diese Übung doch auch für unser Leben?!

 

Und schon beim Training, dann auch im Spiel, geht es oft darum, Kräfte aufzuwenden, wo eigentlich keine mehr sind. Und da kommt die Willenstruktur ins Spiel. Da steht jeder mit sich selbst im Konflikt und fragt sich selbst wieder und wieder, bin ich bereit mich nochmals anzustrengen und nochmals, oder gebe ich auf? Und da wird diese nicht für möglich gehaltene letzte Anstrengung im Spiel oft die entscheidende, und man macht sehr gute Erfahrungen mit ihr, und man merkt sich das und hat gelernt, dass Willensstruktur eine ganz wichtige Sache ist, nicht nur im Fußball.

Und die Mannschaften treffen ja nicht nur auf dem Fußballplatz zusammen. Die Freundschaften gehen in ganz vielen Fällen ja weit darüber hinaus und halten in vielen Fällen für das ganze restliche Leben. Und auch in diesem Bereich bietet der Sportverein eine ganz besondere Möglichkeit: Die soziale Herkunft, die Nationalität, die Hautfarbe grenzt hier niemanden aus. Das oben Beschriebene gilt grundsätzlich für Mannschaften, grundsätzlich für Menschen, nicht für eine Rassen, eine Nationalität oder Hautfarbe. Sogar was in der Gesellschaft trennt, kommt in den Sportvereinen wieder zusammen. Hier gibt es die Möglichkeit, ganz persönliche und direkte Erfahrungen zu machen, die die Vorurteile in der Gesellschaft entlarven und zu besserem Wissen führen. Integration ist beim Fußball kein künstlich aufgesetztes Ziel, sie ist selbstverständlich, ohne ginge nichts.

 

An dieser Stelle könnte man nun sehr umfangreich darstellen, vor welchen Auswüchsen, die sich in unserer Gesellschaft zeigen, die Vereinsarbeit bewahren kann. Eigentlich erklärt sich das aber von selbst. Die Vereinsarbeit ist natürlich eine präventive soziale Arbeit, die viele Schäden vermeidet und weiteres soziales Engagement sehr fördert. Vor diesem Hintergrund ist ihr ideeller Wert wohl ohnehin einleuchtend und unbestreitbar, für unseren Staat bedeutet die fast flächendeckende Sportvereinsarbeit aber auch einen wesentlichen finanziellen Wert.

Jugendarbeit in Sportvereinen ist eine sehr verantwortungsvolle Arbeit. Gerade weil, wie oben beschrieben, die Beeinflussung der Kinder und Jugendlichen so groß ist, kann hier auch sehr viel falsch laufen. Deshalb ist eine gute Schulung der Trainer der Kinder- und Jugendmannschaften auch besonders wichtig. Darauf legen wir im SV Häger besonderes Gewicht. Die möglichst qualifizierte Begleitung und auch das oft notwendige Einmischen der Trainer und Betreuer sind wichtige Bestandteile der Arbeit unserer Jugendabeilung und sogar noch bei den Mannschaften im Seniorenbereich, denn auch dort sind ja noch relative junge Menschen unterwegs.

 

Um auf die Anfangsfrage zurück zu kommen: Der Sportverein Häger will seine Existenz wahren, weil er in dem Selbstbewusstsein Sport anbietet, dass diese sportlichen Aktivitäten die Plattform bieten, einen kleinen Teil dazu beizutragen, zu einer humaneren Gesellschaft zu kommen und unsere Mitglieder zu befähigen, ihren Teil dazu beizutragen.

Sozialarbeit ist eine öffentliche Aufgabe, die unser Staat auch finanzieren muss. Einen riesigen Bereich der Sozialarbeit nehmen die Sportvereine der öffentlichen Hand einfach so ab, ohne dafür ein Bezahlung zu verlangen. Man stelle sich bloß einmal vor, die Stunden, die Kinder- und Jugendliche in den Vereinen verbringen, sollten durch Sozialarbeiter ersetzt werden,  die die Kommunen oder Länder bezahlen müssten. Es würde ein finanzieller Aufwand entstehen, der überhaupt nicht zu leisten wäre.

Und das alles wird ganz gezielt unterstützt vom Förderverein des SV Häger. Um noch bessere Arbeit im Sportverein möglich zu machen und auch die nötigen Mittel, z.B. für die sächliche Ausstattung, die Schulung der Trainer und Betreuer, sowie für zusätzliche Freizeitaktionen zur Verfügung stellen zu können, würden wir uns freuen, wenn Sie zu uns in den Förderverein kommen.

 

Wir sagen: Mitglied werden!

 

Für den Förderverein des SV Häger grüßt herzlich

Ihr Uwe Gehring